Upton Sinclair
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 Leipzigs Neue, Nr. 15-1999 :

Sinclairs „Alkohol“ aktuell wie vor 70 Jahren

Fast unbemerkt hat sich in die Taschenbuchregale gut sortierter Buchhand­lungen ein Band der Serie Piper eingeschlichen, der es wert ist, viele Käufer und damit Leser zu finden. Die Rede ist von Upton Sinclairs Roman „Alkohol". Sinclair, heute in hiesigen Lan­den weitgehend unbekannt, war im Deutschland der zwanziger und Anfang dreißiger Jahre der meistgelesene amerikanische Autor. Überwiegend in den Übersetzungen von Hermynia zur Mühlen fanden seine gesell­schaftskritischen -Romane und Essaybände über Wieland Herz­feldes Malik-Verlag ihren Weg zum deutschsprachigen Leser. Bis die Nazis an die Macht ge­schoben wurden, verlegte Wie­land Herzfelde innerhalb von zehn Jahren insgesamt 37 Bü­cher des ungemein produktiven amerikanischen Sozialisten. Die Nazis setzen Sinclair umge­hend auf die schwarze Liste der verbotenen Bücher.
Versehen mit den genialen Schutzumschlägen John Heart­fields erreichten seine Romane oft Auflagen von mehreren zehntausend Exemplaren. Sein klassischer Roman über die sozialen Zustände in der Chi­cagoer Fleischindustrie „The Jungle" brachte es unter dem Titel „Der Sumpf' bei Malik auf 80 000 Exemplare, die in „Boston" nachgezeichnete Ge­schichte der 1927 unschuldig hingerichteten Proletarier Sac­co und Vanzetti auf 90 000 und „Petroleum", der Roman vom Aufstieg und Fall eines kalifor­nischen Ölkapitalisten, sogar auf 125 000 Exemplare.
„Alkohol" erschien erstmalig im Oktober 1932 bei Malik zum Abschluss der 14bändigen Werkausgabe. Die Übersetzung besorgte der junge Elias Ca­netti. Wieland Herzfelde hatte ihn als Mitarbeiter an einer geplanten Biographie über Sinclair nach Berlin geholt. Upton Sinclairs Lebensge­schichte sollte als Ergänzungs­band die Werkausgabe abrunden. Doch mit dieser Arbeit kamen beide nicht voran, und zur Überbrückung beauftragte Herz­felde Canetti mit der Überset­zung des Romans „The Wet Parade", der den deutschen Titel „Alkohol" erhielt. Für Canetti war dies nicht der erste Überset­zungsauftrag für den Malik­ Verlag. Schon zuvor hatte er die deutschen Fassungen von Sinclairs „Leidweg der Liebe" und „Das Geld schreibt" be­sorgt.
In „Alkohol" schildert Sinclair die Folgen der Volksdroge am Beispiel zweier amerikanischer Familien. Maggie May Chil­cote, Tochter eines Südstaaten­-Plantagenbesitzers, und Kip Tarleton, Sohn einer New Yorker-Arbeiterfamilie, verbin­det ein gleiches Schicksal: Der Alkohol bringt ihre Väter ins Grab, zerrüttet die Familien. Als die Chilcotes nach dem Norden ziehen und in einem New Yorker Billighotel unter­kommen, lernen sich die jungen Leute kennen, lieben und heira­ten schließlich. Verbunden durch die gemeinsamen Erleb­nisse werden sie zu „Wowern", zu konsequenten Anhängern der Prohibition. Der Kampf gegen die Volks­droge wird zu ihrem Lebensinhalt. Wie in seinen anderen Werken über das Amerika im ersten Drittel des Jahr­hunderts bleibt Upton Sinclair auch im „Al­kohol" nicht bei der Schilderung der indivi­duellen Schicksale ste­hen, vielmehr weitet sich der Roman zu einer Kritik der durch den Kapitalismus geprägten sozialen Verhältnisse.
Dieser Roman Sinclairs, vom Piper Verlag zu recht als „Klassiker der sozialkritischen Litera­tur" bezeichnet, hat auch nach fast 70 Jahren seit seiner Erstausgabe nichts an gesellschaftli­chen Aktualität einge­büßt.                                                                • EDMUND SCHULZ
Upton Sinclair: Alkohol. Roman. Piper Verlag. München, Zürich. Br., 413 S. (Serie Piper Nr. 2659)
 
 

 

 

 Leipzigs Neue, 19 – 2002:

Upton Sinclair: Boston
Das Ereignis, das diesem Ro­man zugrunde liegt, bewegte vor 75 Jahren nicht nur Ameri­ka, sondern Menschen auf allen Kontinenten: die Hinrichtung der Arbeiterfunktionäre Sacco und Vanzetti am 23. August 1927 im Staatsgefängnis von Boston. Sechs Jahre zuvor wa­ren die beiden italienischen Einwanderer von einem Ge­schworenengericht des Mordes schuldig gesprochen und durch Richter Taylor zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verur­teilt worden. Angeblich hätten sie einen Geldtransport überfal­len und dabei einen Begleiter ermordet. Die Tat konnte ihnen nie bewiesen werden, selbst als der wirkliche Täter ein Ge­ständnis ablegte, wurde das Urteil nicht aufgehoben. Es war dies nicht der erste und auch nicht der letzte offizielle politi­sche Mord in den USA, jedoch - jener, der weltweit das größte Aufsehen erregte.
Upton Sinclair (1887-1968) schrieb über diesen Justizskan­dal einen seiner berühmten Tatsachenromane. Exakt re­cherchiert und verbunden mit einer fiktiven Handlung erschi­en Boston bereits im darauf fol­genden Jahr. Sinclairs deut­scher Verleger, Wieland Herz­felde, nahm den Roman sofort in sein Verlagsprogramm auf und beauftragte Paul Baudisch mit der Übersetzung. Im Mai 1929 lieferte der Malik-Verlag die erste Auflage aus: 50 000 Exemplare. Das Buch war so erfolgreich, dass bereits im September und dann nochmals zum Jahresende weitere Auf­lagen mit 25 000 bzw. 15 000 Exemplaren folgten. Den ein­drucksvollen Schutzumschlag schuf wie für alle Sinclair­ Ausgaben John Heartfield. Die Büchergilde Gutenberg übernahm die Malik-Ausgabe von Boston, ja selbst der bür­gerliche Deutsche Buch-Club in Hamburg ließ Exemplare für seine Mitglieder einbinden.
Upton Sinclair: Boston. Malik­ Verlag, Berlin 1929, 797 Seiten. Die in Leinen gebundene Aus­gabe kostet im Antiquariat zwi­schen 25 und 35 Euro, eine kar­tonierte Ausgabe mit dem Hearifield-Einband um die 45 Euro. Die in rotes Leinen ge­bundene Büchergilde Ausgabe ist schon für 12 bis 15 Eure zu haben.
DER BÜCHERSAMMLER

 

 

 

Ossietzky, Nr. 5 – 2008:

Petroleum
Der Name eines hierzulande fast verges­senen amerikanischen Schriftstellers ist jüngst - zumindest zeitweilig - ins Feuilleton der deutschen Presse zurück­gekehrt: Upton Sinclair. Auslöser dafür war die Aufführung von Paul Thomas Andersons »There Will Be Blood« zur Berlinale. Keiner der Rezensenten kam drumherum, Upton Sinclairs Roman »Oil!« zumindest als Stofflieferante für diesen »Film von Format, mit einem Schauspieler von Format« (Walter Kauf­mann, Ossietzky 4/08) zu erwähnen. Hin und wieder verstieg sich ein Schreiber sogar dazu, von einer Verfilmung des Buches zu sprechen, womit er nur be­wies, daß er es nicht gelesen hat.
Auch Thomas Anderson kannte den Roman nicht, bis er eines Tages in ei­nem Londoner Buchladen auf die Erzäh­lung« stieß, weil ihn das Heimweh plag­te und er vom Cover mit der Landschaft Kaliforniens magisch angezogen wurde. Und dann ließ ihn das Thema des Buchs nicht mehr los. Er recherchierte und stu­dierte weitere Literatur, und so entstand das Drehbuch (»based on >Oil!< by Upton Sinclair«) für das wahrlich beeindruckende Porträt eines gnadenlos über Leichen gehenden Ölmagnaten. Sinclairs Erdöl-Epos erschien 1927. Noch im Jahr seiner Erstausgabe edierte der Malik-Verlag die deutscheÜber­setzung »aus dem amerikanischen Ma­nuskript« von Hermynia Zur Mühlen unter dem Titel »Petroleum«. 15.000 Exemplare betrug die erste Auflage, bis zum Jahresende stieg sie auf 100.000. Mit einer Viertelmillion Exemplaren sollte »Petroleum« schließlich zu dem erfolgreichsten Titel eines Werkes Sin­clairs in Deutschland werden. Zwei neue Übersetzungen (Titel jetzt gleichlautend »Öl!«) erschienen dann in den 1980er Jahren, in der DDR beim Aufbau-Verlag von Ingeborg Gronke, in der BRD bei März - später übernommen vom Ro­wohlt Taschenbuch Verlag - von Otto Wilck. Doch weder die eine noch die andere Ausgabe findet der Interessierte heute im Buchhandel. Ihm bleibt nur das Antiquariat.                    Edmund Schulz
 

 

Leipzigs Neue, Nr. 10 – 2001:

„Lieber Kamerad Sinclair...“                                                                Briefe, die Literaturgeschichte schrieben

Der meist gekaufte und gelesene amerikanische Autor der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland war nicht ein Hemingway, ein Faulkner oder ein Sinclair Lewis, nein, es war Upton Sinclair (1878-1968). Heute ist er hierzulande fast vergessen. Zwei oder drei Taschenbücher sind zur Zeit lieferbar, doch auch sie stehen kaum bei einem Buchhändler im Regal. 

Sinclair erregte 1906 mit seinem Roman über die sozialen und hygienischen Zustände in der Chicagoer Fleischindustrie The Jungle internationale Aufmerksamkeit. Noch im gleichen Jahr brachte der Hannoveraner Sponholtz-Verlag eine Übersetzung unter dem Titel Der Sumpf heraus und auch in den folgenden Jahren edierte Sponholtz weitere vier Bücher des sozialkritischen Autors. Doch erst mit seinem Antikriegsroman Jimmie Higgins (1919) begann in Deutschland jene legendäre Bekanntheit, die weitaus größer war, als in den USA selbst. In seiner Heimat von den kapitalistischen Verlagen weitgehend boykottiert, sah Sinclair sich immer wieder genötigt, seine Bücher im Selbstverlag an die Öffentlichkeit zu bringen. In Deutschland hingegen fand seine Übersetzerin, Hermynia Zur Mühlen, einen Verleger, Wieland Herzfelde, der sich seiner Bücher mit Verve annahm und Sinclair zu einem der Hauptautoren des legendären Malik-Verlages machte. 30 Titel – die letzten vier bereits im Exil – mit einer Auflage von fast 700 000 Exemplaren erschienen zwischen 1921 und 1938 bei Malik.

Zu den für heutige Zeiten undenkbaren Besonderheiten der Beziehungen zwischen Sinclair, Zur Mühlen und Herzfelde gehört, dass Verleger und Übersetzerin ihren Autor in all den Jahren der Zusammenarbeit nie getroffen und gesprochen haben. Selbst als Wieland Herzfelde in den USA Exil fand, kam es zu keinem Treffen – der eine, Herzfelde, hatte kein Geld um nach Kalifornien zu reisen, der andere, Sinclair, kündigte wohl mehrfach an, nach New York zu kommen, doch dabei blieb es auch. Was Übersetzerin, Verleger und Autor sich mitzuteilen oder zu diskutieren hatten, das geschah per Brief. Dank Sinclair sind sie erhalten geblieben – seine von den Nazis verfolgten Briefpartner konnten ihre Archive nicht retten – und befinden sich heute im Sinclair Archiv der Lilly Library an der Indiana University in Bloomington. Den wesentlichsten Teil dieser Korrespondenz nun in Buchform einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben, dieses Verdienst kommt dem Dortmunder Amerikanisten Walter Grünzweig der Publizistin Susanne Schulz zu.

Der Band beginnt mit einem Brief Zur Mühlens an Sinclair vom Juli 1919 und endet mit wenigen Zeilen Sinclairs an Herzfelde vom Februar 1950. Dass danach die Korrespondenz zwischen den beiden Männern abbrach (zwischen Sinclair und Zur Mühlen bestand schon seit 1930 keine Verbindung mehr), dürfte seine Ursache in der gewandelten Einstellung Sinclairs zur Sowjetunion haben. In der jungen DDR machte sie ihn Unperson, was u.a. dazu führte, dass der Dietz Verlag die begonnene Neuherausgabe der frühen Sinclair Bücher abbrach. Es sollten fast 25 Jahre vergehen, bis Sinclair in der DDR wieder gedruckt wurde.

Der hier vorliegende Briefwechsel ist literarhistorisch und editionsgeschichtlich für die Verbreitung der Sinclairschen Werke durch den Malik-Verlag in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich. Wir erfahren einerseits von Problemen in der Übersetzungsarbeit, von zunehmenden Spannungen zwischen der Übersetzerin und dem Verleger, andererseits erhalten wir Einblicke in die Probleme eines linken Verlages in der Weimarer Republik und den Schwierigkeiten die das Exil für ihn mitbrachten. Einblick gewähren uns die Briefe nicht zuletzt in das Denken, vor allem Sinclairs, zu damals aktuellen Fragen, die für eine objektivere Bewertung ihrer Handlungen und Haltungen in jener Zeit von nicht geringer Bedeutung sind. Welche Breite an Fragen in den Briefen berührt werden verdeutlich die Zahl von 286 Namen, die das Personenverzeichnis aufführt.

Abgerundet wird die Publikation durch einen interessanten Bildteil, einem Nachwort der Herausgeber und einem Vortrag Herzfeldes über Sinclair, den er 1927 im Frankfurter Rundfunk sprach. Die Entdeckung dieses Vortrages im Sinclair-Archiv darf als kleine Sensation gelten, findet man sie doch in keiner Publikation zu Herzfelde vermerkt. Der Text jedoch ist dem Malik-Kenner bekannt, nachlesbar in einem Verlags-Prospekt, der zu Sinclairs 50. Geburtstag 1928 verbreitet wurde.

Bleibt zu hoffen, dass das Buch diesem oder jenem Verlag einen Anstoß gibt, sich dem Werk Sinclairs von neuem anzunehmen. Dem Aufbau-Verlag zum Beispiel, dessen Neuübersetzungen aus den siebziger Jahren es verdienten, als Taschenbücher wieder auf dem Markt zu kommen.                                                                                                     Edmund Schulz   

 Upton Sinclair, Wieland Herzfelde, Hermynia Zur Mühlen: Werter Genosse, die Maliks haben beschlossen... Briefe 1919 – 1950. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Walter Grünzweig und Susanne Schulz. Weidle Verlag, Bonn 2001. 367 S., geb., 68,00 DM.

 

 

 

 Zur Rezeption Upton Sinclairs in der deutschen Presse der vergangenen 100 Jahre

 

Vortrag (Langfassung) zum Symposium 100 Jahre The Jungle von Upton Sinclair der Universität Dortmund, Fachbereich Kulturwissenschaft /Amerikanistik  am 30. November 2006

 

 

Mit 28 Titeln – davon allein 26 im Malik-Verlag – und einer Gesamtauflage von ca. 700 000 Exemplaren gilt Upton Sinclair für die Jahre von 1919 bis 1932 als der meist edierte und verbreitete US-amerikanische Autor in Deutschland. Insgesamt ist das Werk Sinclairs seit Erscheinen der ersten Übersetzung 1906 bis heute mit 38 Romane, sechs Schauspiele, zwei Autobiografien und 16 Essay- bzw. Sachbüchern, also mit 62 Titeln in deutscher Sprache vertreten. Die Rezeption eines literarischen Werkes dieses Umfangs hinterlässt zwangsläufig Spuren in den Massenmedien, bei Sinclair vorrangig in der Presse.                               

Einen ersten Beitrag zur Erhellung dieses Aspekts der Rezeption Sinclairs in Deutschland leistete 1988 Marion Schulz. Die von ihr vorgelegte Bibliografie listet 183 Artikel und Rezensionen zu Leben und Werk Sinclairs sowie elf Texte des Autors auf, die zwischen 1906 und 1984 erschienen sind. Die von mir erarbeitete Bibliografie – sie erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit – belegt, dass die publizistische Rezeption Sinclairs und seines Werkes in den deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften weitaus umfangreicher ist. Die Betonung liegt hier auf deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften, sind doch in die Auswertung auch österreichische, schweizerische und tschechische Periodika sowie die Exilpresse der Jahre 1933 bis 1945 einbezogen. In Zahlen stellt sich das Ergebnis folgendermaßen dar: In 246 Periodika wurden 670 Beiträge von und zu Upton Sinclair gefunden, davon sind 165 Sinclair-Texte, 205 Artikel zu Leben und Werk des Autors und 300 Annotationen und Rezensionen.   Das Autoren-Register nennt 244 Namen, hinzu kommen 81 Namenskürzel.Sinclairs Aufstieg zum wohl bekanntesten amerikanischen Schriftsteller in der Weimarer Republik begann nicht mit dem fast vergessenen Chicagoer Schlachthofroman, sondern mit dem Antikriegsroman Jimmie Higgins, der 1919 in der Übersetzung von Hermynia Zur Mühlen mit 10 000 Exemplaren von Kiepenheuer ediert wurde. Er setzte sich zwei Jahre später fort, als im Malik-Verlag in einer 30 000er-Auflage Hundert Prozent erschien, ebenfalls von Hermynia Zur Mühlen übersetzt und illustriert von Georg Grosz. Beide Romane erreichten in den zwanziger Jahren Gesamtauflagen von jeweils 50 000 Exemplaren. Zum Zeitpunkt ihres Erscheinens lag die letzte Auflage des  Sumpfs bereits zwölf bzw. vierzehn Jahre zurück und war im Buchhandel nicht mehr vorhanden. Erst nach den Erfolgen von Higgins und 100% raffte sich der Sponholtz Verlag auf – er besaß seit 1906 die Rechte für die deutsche Ausgabe des Jungle – und   editierte 1922 den Roman in der Übersetzung von Eugen Ritter noch einmal. Die Neuübersetzung Hermynia Zur Mühlens erschien erst 1924, wobei der von Sponholtz gewählte Buch-Titel beibehalten wurde.

Neben den Bücher in der klassischen Ausstattung von John Heartfield waren es vorrangig Zeitungen und Zeitschriften, die zum hohen Bekanntheitsgrad Sinclairs in Deutschland beitrugen. Es war insbesondere die Presse der Arbeiterparteien und der proletarischen Bewegungen, die sich seines Werkes annahm. Den Auftakt gab das Berliner Organ der USPD, Freiheit, das sowohl Jimmie Higgins als auch Hundert Prozent noch im Erscheinungsjahr in Fortsetzungen druckte. Die kommunistische Rote Fahne publizierte in den Folgejahren vier Romane und weitere 18 Texte Sinclairs. Insgesamt finden sich in den ausgewerteten Periodika von 1919 bis 1932 aus Sinclairs Feder 92 Beiträge. Diese Zahl dürfte dem tatsächlichen Verbreitungsgrad in den damaligen Printmedien jedoch bei weitem nicht entsprechen, da es mir z. B. bisher nicht möglich war, die proletarische Provinzpresse auszuwerten. Und nicht nur in ihr, sondern auch in der bürgerlichen Provinzpresse der Weimarer Republik ist sicherlich noch manches zu und von Sinclair zu entdecken.     

Ein bisher kaum beachtetes Schaffensgebiet Sinclairs ist seine Publizistik. Sie findet sich vor allem in linksbürgerlichen Zeitschriften wie Die Weltbühne, später auch in der  Neuen Weltbühne sowie im Tagebuch

Dass in den Jahren der faschistischen Diktatur in Deutschland weder von noch über Sinclair etwas gedruckt wurde, steht – mit einer Ausnahme – außer Frage. Die Ausnahme ist ein 1935 im Beamten-Jahrbuch erschienener antikommunistischer Artikel Upton Sinclair und die amerikanischen Beamten. In der deutschen Exilpresse hingegen fand Sinclairs literarisches und politisches Schaffen viel Beachtung und er ein Forum publizistischer Tätigkeit. Davon zeugen 38 Buchauszüge bzw. Artikel Sinclairs, 19 Beiträge zu Leben und Werk sowie 20 Annotationen bzw. Rezensionen, darunter in der Neuen Weltbühne zu seinem 60. Geburtstag das Gedicht Upton von Berthold Viertel:

 

Der Freund des Volkes hat an unsrem Tisch gesessen.

Die Buben haben zu ihm aufgeschaut,

Ernster als sonst, auch würdiger, und doch vertraut,

Und still bestrebt, manierlicher zu essen.

 

Sie fühlten, was die Eltern sagen wollten:

„Friede und Ehre diesem guten Gast!

Er weile ohne Sorge, ohne Hast;

Er, der allein kämpft, wo wir folgen sollten.

Ein großer Arbeiter, der selten ruht

Und Zukunft auf dem graden Rücken trägt,

Vom fremden mehr als von dem eignen Leid bewegt.

Ihr Kinder, merkt euch Upton Sinclair gut!“

 

Die durch die Nazijahre unterbrochene Spur Sinclairs in der deutschen Presse kann nach dem Krieg wieder aufgenommen werden. Sie ist anfänglich fast ausschließlich in Zeitungen und Zeitschriften der sowjetischen Besatzungszone zu finden, vorwiegend als Auszüge aus seinen vor 1933 erschienenen Werken. Eine bemerkenswerte Ausnahme findet sich in der Wochenzeitung Start, dem „illustrierten Blatt der jungen Generation“, wie der Untertitel lautete. Der Start begann im November 1947 mit dem Nachdruck des 1937 im Londoner Malik-Verlag erschienenen Spanienromans Drei Freiwillige (No Pasarán), und das offensichtlich ohne Wissen des Autors bzw. des Inhabers der deutschen Rechte, Wieland Herzfelde. Nachdem der Berliner Dietz-Verlag für Jimmie Higgins und 100% die Lizenzen erworben hatte, wurden auch sie zur Zeitungslektüre. Für die westlichen Besatzungszonen konnte ich für die ersten drei Nachkriegsjahre nur einen Beleg finden, einen Auszug aus Welt-Ende in der Münchner Neuen Zeitung (14. 11. 1947). Der 70. Geburtstag Sinclairs im September 1948 – der in der Presse der sowjetischen Besatzungszone ausführlich gewürdigt wurde – fand in der westdeutschen Presse hingegen keinen Widerhall. Das änderte sich schlagartig, als Sinclair sich 1949 offen gegen die Sowjetunion artikulierte. Bildlich gesprochen war Sinclair von heute auf morgen in der bundesrepublikanischen Presse präsent, während er zugleich für die DDR tabu wurde. Erst Ende der sechziger Jahre, als Sinclair kurz vor seinem Tod sich wieder positiv zur Sowjetunion äußerte, wurde er auch für die DDR-Medien wieder aktuell. Es waren die runden Geburtstage, sein Tod sowie die neuen Werk-Editionen in Ost und West, die zu knapp 160 Würdigungenen, Nachrufe und Rezensionen in den Printmedien beider deutscher Staaten führte. Texte des Autors hingegen wurden bedeutend weniger gedruckt, ganze 15 habe ich für die Jahre ab 1950 gefunden, den Letzten 1995.    

Interessante Aufschlüsse ergibt die statistische Auswertung der Buchbesprechungen. Zu 50 der 62 ins Deutsche übersetzten Titel konnte ich Annotationen bzw. Rezensionen nachweisen, wobei die überwiegende Anzahl in die 20er-Jahre fällt. Bücher mit mehr als 15 Besprechungen sind: Der Sumpf (28), Petroleum (27), Boston (20), Der Sündenlohn (15) und König Kohle (15). Auch hier gilt das zuvor schon gesagte: die Zahlen spiegeln wegen der bisher nicht ausgewerteten Regionalpresse nur unvollständig die Realität wider. So zitiert z. B.   der Sponholtz Verlag bereits 1907 Rezensionen zum Sumpf  aus weiteren 20 Zeitungen, ähnliches ergibt sich aus den Werbematerialien des Malik-Verlages.

Im Folgenden möchte ich auf einige bemerkenswerte Funde verweisen, die sich bei der Spurensuche nach Upton Sinclair in der Presse auftaten. Das Echo, welches das Erscheinen der Jungle-Romanfassung im Frühjahr 1906 in den Vereinigten Staaten auslöste, erreichte sehr bald auch Deutschland und reflektierte sich in Pressebeiträgen über die „Schlachthausgreuel in Chicago“ – um eine Überschrift der Tierärztlichen Rundschau zu zitieren – in denen es sowohl um die hygienischen Verhältnisse als auch um die ökonomischen Besonderheiten in der amerikanischen Fleischproduktion ging. Noch wusste man wenig mit dem Auslöser anzufangen. Von dem Journalisten Upton Sinclair wurde gesprochen, der sich – ich zitiere die Tierärztliche Rundschau (Nr. 26 / 1906) – „in den Schlachtanlagen der Firma Armour & Cie. in Chikago als Arbeiter (hat) einstellen lassen und nun in einem vielgelesenen Roman alle Scheußlichkeiten geschildert (hat), welche er dort zu beobachten Gelegenheit hatte.“  Zu Ehre des Blattes sei gesagt, dass es in der folgenden Nummer diese, bis heute immer wieder aufgewärmte Darstellung der Sinclair’schen Recherche widerrief. Verbunden ist dieser Widerruf mit einer ausführlichen Notiz über die Entstehung „des Dschungelbuches von Upton Sinclair“, verfasst von einem namentlich nicht genannten Leser. Mit dieser Notiz ist in Deutschland die erste ausführlichere Information zu Sinclair verbreitet worden. Der nicht genannte Leser schreibt u. a., dass Sinclair selbst nicht die Absicht gehabt habe, „derartige Aufregung hervorzurufen. Er wollte bloß die Zustände, wie er sie unter den Arbeitern in Packington fand, wahrheitsgetreu schildern, um die sozialistische Propaganda zu fördern. Das ist ihm über alle Maßen gut gelungen.“ Und weiter: „Der 27 Jahre alte Schriftsteller ist mit einem Schlage berühmt geworden, und das Buch findet riesigen Absatz. Bis zum 6. Juni sind 60 000 Stück, 12 000 in einer einzigen Woche, abgesetzt worden. In England war die erste Auflage von 5000 im Nu verkauft. Die zweite ist bereits im Vertrieb.“ (TR Nr. 27 / 1906) Bei Erscheinen des Artikels lag die deutsche Ausgabe dem Leser noch nicht vor. Die für den 2. Juli 1906 vom Verlag angekündigte Auslieferung begann tatsächlich erst am 16. des Monats.

Den Abschluss der sich über drei Ausgaben hinziehenden Beschäftigung mit den Chicagoer „Schlachthausgreueln“ in der Tierärztlichen Rundschau bildete eine Reportage Sinclairs mit dem Titel Wie Büchsenfleisch gemacht wird, die seitdem nicht wieder publizierte worden ist.

Ihr gnadenloser Naturalismus übertrifft bei weitem den des Romans und dürfte manchem Leser noch heute auf den Magen schlagen. 

Es kann nicht erstaunen, dass das Thema „Schlachthausgreueln“ ebenfalls von der Satire aufgegriffen wurde. Die Tierärztliche Rundschau lieferte auch dafür ein Beispiel, das sie der Deutschen Zeitung entnommen hatte. Für die Form musste, wie so oft, Schillers Glocke herhalten. Hier eine Probe aus dem Lied vom Schlachthaus:

Eingeschlachtet zum Verpöckeln

Liegt das Schwein in langer Reih’;

Keiner darf davor sich ekeln,

Frisch, Gesellen kommt herbei!

Stopft’s in Darm und Büchs’

Unbesehn und fix!

Soll das Werk den Meister loben

Darf man den Geschmack nicht proben.

 

Und noch die Schlusszeilen:

Nur für Deutschland sei die Ware

Säuberlich zum Export,

Und das gar zu Schauderbare

Lasst aus deutschen Würsten fort!

Nehmt die Katz heraus

Und die tote Maus,

Dass der Deutsche mit Behagen

„Made for Germany!“ kann sagen!

 

Eine Überraschung bei der Spurensuche war die Entdeckung einer berechtigten Übersetzung von The Second-Story Man im Unterhaltungsblatt des sozialdemokratischen Zentralorgans Vorwärts in den Ausgaben vom 16. und 17. November 1909. Sie trägt den Titel Der Einbrecher, übersetzt wurde das Stück von Artur Baar, Redakteur des Blattes. Bis dato war nur die Übersetzung von Hermynia Zur Mühlen bekannt, die 1924 unter dem Titel Der Fassadenkletterer im Verlag der Wölfe, Leipzig, erschienen ist. Von einer Aufführung ist weder in der einen noch in der anderen Fassung etwas bekannt.

Die, nennen wir es Wiederentdeckung Sinclairs nach dem ersten Weltkrieg – 1911 war mit Samuel der Suchende letztmalig ein Werk von ihm in Deutschland erschienen – begann 1919 mit dem Roman Jimmie Higgins. Am 1. Oktober des Jahres erschien in der bereits genannten Tageszeitung Freiheit die erste Folge des Romans. Der Redaktion war offensichtlich bewusst, dass dreizehn Jahre nach dem Sumpf und acht Jahre nach Samuel der Name Sinclair für viele ihrer proletarischen Leser kaum noch etwas sagte. Überhaupt war zu diesem Zeitpunkt hierzulande von der Vita Sinclairs wenig bekannt. Dafür spricht ein Brief Zur Mühlens vom 9. Juli 1919 an Sinclair, in dem sie schreibt: „Könnten Sie mir ein paar Daten zu ihrer Person geben, denn ich wurde gebeten, etwas zu Ihnen und Ihren letzten Büchern zu schreiben.“ Die Antwort auf diese Bitte ist mit großer Sicherheit jene Selbstdarstellung Sinclairs, die in der Freiheit vom 26. September des Jahres zu lesen war: „Ich will etwas seltsames tun; ich will ihnen Tatsachen berichten über einen der vielen tausend Männer, die zu ihren Glauben gehalten haben; über einen Mann, den ich von Grund auf kenne; mich selbst.

Ich bin vierzig Jahre alt und habe mich seit meinem fünfzehnten Jahre mit meiner Feder erhalten. Seit meinem zwanzigsten Jahr galten meine Arbeiten ausschließlich dem Wohle der Menschheit, waren Teil des Klassenkampfes.“

Auf sein literarisches Schaffen geht Sinclair nicht näher ein, er nennt nicht einen einzigen Buchtitel. Ausführlich hingegen schildert er seine soziale Stellung, schildert die Versuche, ihn durch verlockende finanzielle Angebote zu bestechen und so vom Klassenkampf abzuhalten. Die Betonung des Klassenkampfes, dessen sein Handeln diene – Sinclair hebt im Text das Wort ausdrücklich hervor – bestimmte fortan die Rezeption Sinclairs in der proletarischen Presse der Weimarer Republik. So wurden z. B. mit Roman-Auszügen aktuelle gesellschaftliche Vorgänge begleitet. Als Beispiel sei hier die Rote Fahne angeführt, die im Zusammenhang mit dem sogenannten Tscheka-Prozess des Reichsgerichts in den Ausgaben vom 30. April und 1. Mai 1925 Auszüge aus 100 Prozent unter der Überschrift Wie „Tscheka“-Zeugen fabriziert werden druckte. Auch wurden immer öfter Stellungnahmen und Grußschreiben Sinclairs zu aktuellen Themen veröffentlicht. Hierfür ebenfalls ein Beispiel aus der Roten Fahne (15. November 1925), das insofern interessant ist, weil der Protest Sinclairs in Form eines vierzeiligen Gedichts erfolgte. Anlass war ein Prozess in Budapest gegen führende ungarische Kommunisten, die mit dem Tode bedroht waren. Überschrieben ist er mit Der Märtyrer Rakosi  [Matias Rakosi war der Hauptangeklagte] und lautet

 

(Der Horty-Regierung gewidmet)

Ihr foltert ihn; doch seines Herzen Schlagen

Wird die Revolte in die Straßen tragen.

Das Zucken seiner müden Augenlider,

Sein Stöhnen reißt die Kerkermauern nieder. 

 

Ein Höhepunkt in der publizistischen Rezeption Sinclairs bildete das Jahr 1928, das Jahr seines fünfzigsten Geburtstages. In der kommunistischen und in der sozialdemokratischen Presse, aber auch in bürgerlichen Zeitungen und Zeitschriften wurde aus diesem Anlass umfangreich das literarische Werk des Jubilars gewürdigt. Im SPD-Zentralorgan bezeichnete Kurt Offenburg Sinclair als den einzigen Dichter – man beachte diese Bewertung – „der bedingungslos auf sozialistischem Boden steht; der einzige Romancier, der mit der Methode des historischen Materialismus die Weltbeziehungen analysiert“. Und er schließt mit den Sätzen: „Und wenn Upton Sinclair kein Dichter wäre – d. h. wenn sich ihm die Gedanken des Sozialismus nicht zum Bild zusammenfügten – so wäre die Wirkung seines Werkes nicht die anklagende, aufwühlende, die sie ist. Kunst ist, wie jede Äußerung des Lebens, geformt von der geschichtlichen und gesellschaftlichen Lage; aber wenn sie echter und wahrhaftiger Ausdruck dieser Situation ist, dann ist sie ein Mittel des Menschen, um sich selber zu sehen, selbst zu erkennen. Und Sinclair ist für die sozialistische Welt, was einmal Zola für die bürgerliche Klasse gewesen ist: Spiegel und Wahrbild. Und das heißt viel.“  

Aufschlussreich die Akzente, die Alexander Abusch in seiner Würdigung im KPD-Zentralorgan Rote Fahne setze: „Das Werk des Amerikaners Upton Sinclair hat mit dem aller großen Schriftsteller gemeinsam: eine vielfältige Fülle des gesellschaftlichen Materials seiner Zeit zu umfassen, die Zeit und ihre Menschen lebendig zu gestalten. ... Upton Sinclairs literarisches Werk ist nicht wegzudenken von dem Amerika der letzten 25 Jahre, von den Besonderheiten seiner kapitalistischen Entwicklung und seiner Arbeiterbewegung. Es ist in seltener Weise sein Spiegel.“ Soweit treffen sich Offenburg und Abusch in ihrer Bewertung des literarischen Werkes Sinclairs. Unterschiede zeigen sich jedoch hinsichtlich der Beurteilung seiner theoretisch-ideologischen Weltanschauung. So schreibt Abusch: „Als Theoretiker tritt sein bürgerlich-idealistisch beeinflusstes Denken, das bei einer erstaunlich umfangreichen Materialforschung eklektisch und sehr oft unmaterialistisch ist, deutlich hervor. ... Der ‚Theoretiker’ Upton Sinclair bleibt natürlich weiter hinter dem großen Reporter-Dichter Upton Sinclair zurück.Und Abusch schließt seinen Beitrag mit den Worten: „Wir feiern den 50. Geburtstag des in voller Arbeitsfähigkeit schaffenden Upton Sinclair mit sachlicher brüderlicher Kritik an seinem Werk, mit stolzer Anerkennung seiner Kampfesgenossenschaft für die Sowjetunion und die Befreiung der internationalen Arbeiterklasse, mit unserem revolutionären Gruß an den großen Reporterdichter und Klassenkämpfer Upton Sinclair!“

 

Angesichts dieser Wertschätzung Sinclairs sowohl von Sozialisten als auch von Kommunisten, musste der Bericht des Journalisten Ernst Feder über einen Besuch bei Sinclair im Berliner Tageblatt vom 12. Juni 1930, vor allem bei den Kommunisten mehr als Irritation auslösen. Im Zusammenhang mit der Absicht Sinclairs, bei den bevorstehenden Gouverneurswahlen in Kalifornien zu kandidieren, schreibt Feder: „Er kommt noch einmal auf die kommunistische Frage zurück. [Sinclair hatte zuvor gegenüber Feder erklärt, dass er kein Kommunist sei: „Ich gehöre seit 27 Jahren der Sozialdemokratischen Partei an. Ich bin gegen jede Gewaltanwendung und ich habe mit der Kommunistischen Partei nichts zu tun.“] ‚Ich würde als Gouverneur vielleicht gezwungen sein, zuerst Kommunisten ins Gefängnis zu stecken. Ich bin gegen jede Gewaltanwendung und ebenso würde ich jede Gewaltanwendung verhindern.’“

„Ist es wahr, Upton Sinclair?“ fragte daraufhin die Redaktion der Linkskurve in ihrem Augustheft und stellte ihm drei Fragen. Die Antwort kam noch im gleichen Monat und stand am 9. August ebenfalls im Tageblatt. Darin bestreitet Sinclair eine solche Aussage gegenüber Feder gemacht zu haben. Wahrscheinlich sei er missverstanden worden, schreibt er und er äußert sich zugleich zu seinem Verhältnis zu den Kommunisten: „Ich habe viele Freunde sowohl unter den Kommunisten wie unter den Sozialisten. Manchmal streiten sie mit mir. Aber ich streite niemals mit ihnen. Ich beobachte sie und porträtiere sie in meinen Romanen, und beide Parteien erkennen die Ehrlichkeit meiner Bemühungen an, so dass meine Bücher in einigen Ländern von den Sozialisten und in andern von den Kommunisten verbreitet werden. Bücher, in denen ich solche Porträts gezeichnet habe, sind ‚Jimmie Higgins’ und ‚Oil’“

 

Die Suche nach den Spuren, die Upton Sinclairs in der deutschen Presse seit 100 Jahren hinterlassen hat, ist mit meiner Bibliografie nicht abgeschlossen. Im Gegenteil. Die Lücken, die es noch zu füllen gilt, hat sie erst deutlich gemacht. Last but not least die noch ausstehende inhaltliche Auswertung des gefundenen Materials. Erst sie wird es ermöglichen, die Rezeption Upton Sinclairs in der deutschen Presse allseitig zu erschließen.

 

 


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Dr. Edmund Schulz

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Tel.: 0341-3382116

 

Letzte Änderung am 21. Oktober 2008